Wer mitreden will, sollte um die Fakten wissen.
Hausfotograf
„Der "städtige" Wandel macht den besonderen Reiz von Berlin aus.“
Der freie Fotograf Ingo Lawaczeck im Gespräch über Architekturfotografie und die Faszination Berlins.
„Vor der Fotografie habe ich Chemie studiert.“
Daher der geschulte Blick für das Detail. Ingo Lawaczeck wurde 1982 in Würzburg geboren und zog mit seiner Familie nach Berlin, als er sechs Jahre alt war. Nach dem Abitur studierte er zunächst Chemie, entschied sich dann aber für das Fotografiestudium an der Berliner Technischen Kunsthochschule, das er 2016 mit dem Bachelor of Arts abschloss. Sein wissenschaftlicher, analytischer Hintergrund zeigt sich auch heute noch deutlich in seiner Bildsprache, die geprägt ist von Symmetrie und einem bewussten, oft abstrakten Blick auf seine Motive. Ingo arbeitet regelmäßig als Fotograf für ImmoKEY.
IK: Wie bist du zur Architekturfotografie gekommen?
IL: Die Wahrnehmung von Räumen, Gebäuden und Formen, die sich durch Architektur ergeben, macht mir Spaß. Mein Interesse für die Architektur der unterschiedlichen Epochen habe ich im Kunstunterricht entwickelt. Ich habe mir vor kurzem Bilder, die ich vor 25 Jahren mit meiner ersten Kamera gemacht habe, angeschaut. Schon damals habe ich viel Architektur fotografiert.
Während des Studiums habe ich angefangen für Immobilienfirmen Fotos zu machen und habe mein Netzwerk mit der Zeit immer weiter ausgebaut. Daneben habe ich lange bei dem Portraitfotografen Oliver Mark assistiert. Dort habe ich viel über die Abläufe, Organisation und professionelles und künstlerisches Arbeiten gelernt.
Was ist das Besondere an deiner Fotokunst im Vergleich zu anderen Architekturfotografen?
Eine Kombination aus analytischem Vorgehen, einem gutem Gespür für Formen, Symmetrie und Räume, abstraktem Denken und die Neugier am experimentellen Arbeiten.
Deine Arbeit wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Zum Beispiel deine Fotoserie „Landstriche“, die zuletzt den ersten Platz in der Kategorie „Abstract“ des Fine Art Photography Awards 2018 belegt hat. Was reizt dich daran, Fotos so zu verfremden, dass sie fast schon wie Gemälde oder Illustrationen aussehen?
An der Uni habe ich Kurse in Malerei, Illustration und Zeichnen belegt. Dabei habe ich gelernt die Dinge genauer zu betrachten. Ich konzentriere mich auf die Form, die Proportionen und die graphische Gestaltung. Eine Fotografie kann ein Abbild von einem Ort oder einer Landschaft erzeugen. Doch die individuelle Wahrnehmung ist oft eine andere. In der Serie Landstriche habe ich die Motive auf wesentliche Merkmale reduziert und damit Erinnerungsbilder erzeugt.
In meinen künstlerischen Arbeiten entstehen Bilder durch einen Prozess bei dem die Wahrnehmung eine große Rolle spielt. Wie viel von einem Gebäude muss der Betrachter wahrnehmen um sich ein Bild von der Architektur zu machen? Welche Formen entstehen durch die selektive Wahrnehmung von Architektur? In meiner Serie FR_GM_NT_ habe ich dieses Thema aufgegriffen.
Hast du ein Vorbild das dich besonders inspiriert?
Es gibt viele Fotografen/-innen die mich inspirieren, zum Beispiel Wolfgang Tillmanns, Candita Höfer, Thomas Ruff, Thomas Demand, Hélène Binet und Oliver Mark. Ich besuche regelmäßig Ausstellungen und schaue mir gerne Arbeiten anderer Künstler aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Architektur und Kunst an.
Für ImmoKEY fängst du immer wieder Berlin, seine verschiedenen Kieze, markante Gebäude und die Atmosphäre in der Stadt ein. Was ist dein Lieblingsmotiv in Berlin?
Ein direktes Lieblingsmotiv habe ich nicht, dafür ist Berlin zu facettenreich. Die Kombination der verschiedenen Stile und der stetige Wandel der Stadt machen den Reiz aus. In Berlin gibt es für mich auch nach 30 Jahren immer noch Neues zu entdecken
Wie geht es 2019 bei dir weiter? An welchen Projekten arbeitest du derzeit?
„Transalp“ ist ein aktuelles Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Ich habe im Sommer die Alpen überquert, mit im Gepäck eine analoge 3D- und eine kleine digitale Kamera. Fernab der Zivilisation habe ich die Architektur der Berge festgehalten. In nächster Zeit werde ich mich mit der Digitalisierung und der Bildauswahl beschäftigen - ein wichtiger Prozess für eine aussagekräftige Serie.
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